Einführung und Erklärung zu Maßstäben - Kleine Landkartenkunde Teil 1

Wie lese ich eine Landkarte?

Ein paar Worte vorab: Das Gebiet der Kartographie ist ein hochspannendes und tiefkomplexes Themenfeld... und zu umfangreich um es im Rahmen dieses Blogs zufriedenstellend behandeln zu können. Die "Kleine Landkartenkunde" soll eine praktische Reihe werden, keine akademische. Sie richtet sich deshalb weniger an die wissenschaftlich Interessierten, als an die, die einen anwendungsorientierten Zugang zum Thema "Karte" wünschen - sei es, um die richtige Straßenkarte für den nächsten Urlaub zu finden oder mit weniger Frust die nächste Wanderung zu planen.

 

Die Karte - komplex, präzise... und doch nicht perfekt

Eine (Land-) Karte ist ein Medium zur Darstellung eines Geländes. Sie ist ein Modell und damit eine Annäherung an die Wirklichkeit. Diese Annäherung kann einmal weniger genau, ein anderes mal genauer sein (bishin zu teils beeindruckend detailierten topographischen Karten wie z.B. die Schweizer Karten von Swisstopo), sie wird aber immer nur eine Annäherung bleiben. Die Karte gibt also niemals die Realität wieder, sondern immer nur Teile und Interpretationen dieser. So banal dies klingt, so relevant wird dies spätestens im praktischen Einsatz einer Karte: Erwartet man sturr, dass alles, was die Karte zeigt, auch in der Umgebung stets zu finden ist, wird man irgendwann enttäuscht und auch getäuscht werden. Selbst in der detailiertesten Karte wird nicht immer jedes kleine Waldwegchen, jede Wasserstelle oder jede Wegmarkierung zu finden sein. Und letztlich ist die Karte - wie alles von Menschen Geschaffene - auch anfällig für Fehler.

Das alles heißt nicht, dass Landkarten ungenau, voller Fehler und unbrauchbar wären: Spätestens, wenn man einmal vom eingeplanten und wegmarkierten Wanderweg abgekommen ist, wird man sich über die Wanderkarte freuen, die einen wieder auf den Weg zurück bringt. Bei der Nutzung von Karten ist es einfach sehr sinnvoll, sich im Voraus die "Grenzen" der Karten (sprichwörtlich und im übertragenen Sinn) vor Augen zu führen. Oder einfach gesagt: Wenn die Karte sagt, die Straße geht weiter, vor einem hört sie aber auf... dann hat die Wirklichkeit recht und die Karte irrt sich wahrscheinlich. Faustregel: Realität vor Karte!

Die Crux mit dem Maßstab

Wie war das nochmal mit dem Maßstab? Was war großer, was kleiner Maßstab? Na, auf jeden Fall möglichst detailiert... oder etwa nicht?

Der Maßstab gibt das Größenverhältnis zwischen Karte und Wirklichkeit wieder. Für eine Karte mit dem Maßstab 1:100.000 (lies: eins zu einhunderttausend) heißt dies: 1 cm auf der Karte entsprechen 100.000 Zentimeter in der Wirklichkeit; oder in einer sinvolleren Einheit umgerechnet: 1 cm auf der Karte entsprechen 1.000 Meter bzw. 1 km in der Wirklichkeit.

Häufig benutzt man die Begriffe "großer Maßstab" und "kleiner Maßstab" - und hier fängt oft die Verwirrung an: Ab wann ist was groß und wann noch klein?

Dabei ist es eigentlich recht einfach: Je kleiner die Zahl hinter dem Doppelpunkt ist, desto "größer" ist der Maßstab. Eine Karte im Maßstab 1:50.000 ist also "größer" als die Karte im Maßstab 1:100.000. Anders gesagt: Je kleiner der Abstand zwischen der Zahl vor und der Zahl hinter dem Doppelpunkt, desto größer der Maßstab. Eine Karte mit dem Maßstab 1:1 würde also das Gelände wirklichkeitsgetreu (in Bezug auf die Längen und Breiten) darstellen... eben eins zu eins. Auf einer Karte mit "großem Maßstab" ist das dargestellte Gelände also auch größer dargestellt.

Die Begriffe "großer Maßstab" und "kleiner Maßstab" sind aber keine absoluten Begriffe, sondern sind immer als relativ zu verstehen: relativ in Bezug auf die dargestellte Fläche, in Bezug auf den Verwendungszweck und auch in Bezug auf andere Maßstäbe. Als Beispiel: eine Karte im Maßstab 1:200.000 hat einen recht großen Maßstab, wenn es sich um eine Straßenkarte handelt. Als Wanderkarte wäre der Maßstab nicht mehr ausreichend, man würde hier von einem kleinen Maßstab (für Wanderkarten) reden.

Und wie wirkt sich der Maßstab auf die Genauigkeit aus? Je größer der Maßstab, desto kleiner die dargestellte Fläche (bei gleich bleibender Kartengröße), desto größer das Dargestellte. Und in der Regel gehen damit auch mehr Details einher - aber nicht zwangweise. Auf eine Karte mit dem Maßstab 1:200.000 passen zwar theoretisch mehr Details als auf eine Karte mit dem Maßstab 1:300.000, dennoch können auf Letzterer gleich viele Informationen zu finden sein, je nachdem wieviele Details der Kartenhersteller eben verzeichnet hat. So einfach ist das vielleicht doch nicht mit dem Maßstab...

Im Teil 2 der "Kleinen Landkartenkunde" werden unter anderem folgende Themen behandelt werden:

  •     Welche Kartentypen gibt es und wie unterscheide ich sie?
  •     Wie finde ich die passende Karte für Vorhaben?
  •     Kurze Sammlung kartenspezifischer Begriffe und deren Erklärung


Zu Teil 2: Verschiedene Arten von Landkarten

und zu Teil 3: Wie lese ich eine Karte?

 

 

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