Kartenlesen Leicht Gemacht: Ein Wegweiser für Jedermann

In einer Zeit, in der GPS und digitale Navigation allgegenwärtig sind, mag das Kartenlesen wie eine Kunst aus vergangenen Tagen erscheinen. Doch weit gefehlt! Die Fähigkeit, eine Landkarte zu lesen, bleibt eine unverzichtbare Kompetenz für Wanderer, Radfahrer und Abenteurer jeder Art. In diesem umfassenden Leitfaden entdecken Sie, wie einfach und bereichernd das Lesen von Wander-, Straßen- und Radkarten sein kann. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich jenseits digitaler Hilfsmittel orientieren und die Schönheit der Landschaft mit einem neuen Verständnis erkunden können. Und einen Vorteil haben analoge Landkarten auch heute noch gegenüber digitalen Karten, Sie bieten eine Übersicht für den gewünschten Bereich und nicht nur einen kleinen Ausschnitt in einem brauchbaren Maßstab. Ob Sie durch malerische Wanderwege navigieren, unbekannte Straßen erkunden oder Ihre nächste Radtour planen – das Beherrschen des Kartenlesens öffnet die Tür zu einer Welt voller Abenteuer und Unabhängigkeit. Lassen Sie uns gemeinsam diese Fähigkeit entdecken und meistern!

 

Wie lese ich eine Landkarte?

Das Lesen einer Landkarte ist eine grundlegende Fähigkeit, die es ermöglicht, sich in unbekannten Gebieten zu orientieren und Abenteuer sicher zu planen. Zunächst ist es wichtig, die verschiedenen Symbole, Farben und Skalen zu verstehen, die auf Landkarten verwendet werden. Symbole dienen als Wegweiser und zeigen natürliche sowie künstliche Orientierungspunkte an. Farben variieren je nach Karte, geben aber oft verschiedene Arten von Gelände oder Vegetation an, So sind Waldgebiete oft grün und Stadtgebiete häufig rot unterlegt. Der Maßstab ist entscheidend, um die tatsächliche Entfernung zwischen Punkten auf der Karte zu verstehen. Eine Karte richtig zu lesen bedeutet auch, sich über die Ausrichtung im Klaren zu sein – die meisten Karten sind nach Norden ausgerichtet. Es ist auch hilfreich, die grundlegenden topografischen Merkmale zu kennen, besonders bei Wander- oder Radkarten, um Höhenunterschiede und Geländearten zu interpretieren. Mit diesen Kenntnissen ausgestattet, können Kartenleser ihre Route effektiv planen und sicher navigieren, sei es auf Wanderpfaden, Straßen oder Radwegen.

 

Wanderkarten effektiv nutzen: Ein Leitfaden für Naturfreunde

Wanderkarten sind speziell für das Wandern in der Natur konzipiert. Sie enthalten detaillierte Informationen über Wanderwege, Naturpfade, Geländebeschaffenheit, Symbole von Fernwanderwegen und oft auch touristische Attraktionen wie Schutzhütten, Aussichtspunkte und Rastplätze. Wanderkarten zeichnen sich durch einen großen Detailgrad in der Darstellung von topografischen Elementen wie Höhenlinien und Naturmerkmalen aus, was für die Planung von Wanderungen und die Orientierung im Gelände essentiell ist. Die abgedeckten Gebiete sind deutlich kleiner als bei Rad- oder Straßenkarten.

Radkarten verstehen: Planen Sie Ihre perfekte Fahrradtour

Radkarten sind auf die Bedürfnisse von Radfahrern zugeschnitten und beinhalten spezifische Informationen wie Radwege, Straßenbeschaffenheit, Steigungen und Abfahrten (oft sowohl durch Steigungspfeile als auch durch Höhenlinien dargestellt). Die Fahrradwege werden sogar noch unterteilt in Fernradwege, Hauptradwege, Nebenradwege und auch eine Angabe, ob der Weg neben einer Straße verläuft kann enthalten sein. Sie stellen oft auch relevante Infrastruktur wie Fahrradwerkstätten, Rastplätze und Wasserquellen dar, moderne Karten durchaus auch Ebike-Ladestationen. Die Topografie ist zwar wichtig, doch liegt der Fokus mehr auf der Routenplanung und Sicherheit für Radfahrer.

Navigieren mit Straßenkarten: Tipps für Autofahrer

Straßenkarten fokussieren sich auf Straßennetzwerke und sind besonders nützlich für Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Sie bieten detaillierte Informationen über Straßenarten, Verkehrsrichtungen, Kreuzungen, sowie wichtige Infrastruktur wie Tankstellen, Parkplätze und Raststätten. Die Darstellung ist in der Regel weniger detailreich in Bezug auf die Topografie, legt aber großen Wert auf die Genauigkeit und Aktualität des Straßennetzes, je nach Hersteller enthalten die Autokarten auch Stadtplan-Ausschnitte für große Städte im abgedeckten Gebiet.

Übersicht der Unterschiede zwischen Wander- Rad und Autokarten:

KartentypHöhenlinienFokusOrtschaftenGröße des GebietsBesondere MerkmaleTypische Maßstäbe
Wanderkarten Detailliert Naturwege, Wanderpfade Sehr detailliert Kleinere, spezifische Gebiete Schutzhütten, Fernwanderwege 1:25.000, 1:50.000
Radkarten Weniger detailliert Radwege, Straßenbeschaffenheit Mittlere Detaillierung Variaiert, oft größere Gebiete Rastplätze, Fahrradwerkstätten 1:75.000, 1:150.000
Straßenkarten Minimal oder fehlend Straßennetz, Verkehrsrouten Wenig detailliert ggf. mit Vergrößerungen extra Sehr großflächige Gebiete Tankstellen, Raststätten 1:150.000 bis 1:1.000.000

 

Orientierung mit Karte im Gelände

Eine effektive Orientierung im Gelände ist eine unverzichtbare Fähigkeit für Outdoor-Enthusiasten. Verstehen Sie, wie man sich anhand der Sonnenposition und mit einem Kompass orientiert, sowie die Ausrichtung der Karte nach Norden für eine korrekte Navigation.

 

Karte nach Norden ausrichten

Die meisten Landkarten sind nach Norden ausgerichtet. Falls dies nicht der Fall ist, wird die Nordrichtung üblicherweise auf der Karte markiert. Die einfachste Methode, eine Karte nach Norden auszurichten, ist die Verwendung eines Kompasses. Dabei orientieren Sie sich an der Kompassnadel, die immer nach Norden zeigt, und drehen die Karte so, dass ihr Norden mit dem Norden des Kompasses übereinstimmt.

Wenn kein Kompass zur Verfügung steht, können Sie sich auch an der Sonne orientieren. Die Sonne geht im Osten auf, steht mittags im Süden und geht im Westen unter. Im Norden ist die Sonne nie zu sehen. Diese Kenntnis ermöglicht es Ihnen, die Himmelsrichtungen zu bestimmen und die Karte entsprechend auszurichten, um sich zu orientieren.

Alternativ suchen Sie sich einen markanten Punkt wie eine Burg, einen Aussichtsturm, oder eine Kirche der auch auf der Karte eingezeichnet ist. Dann ziehen Sie eine Linie zu ihrem aktuell Standpunkt auf der Karte. Danach drehen Sie die Karte so lange bis der bis die Linie auf der Karte die selbe Ausrichtung hat wie Ihr Standort zu dem gewählten Punkt. Die Karte ist nun eingenordet. 

 

So bestimmen Sie Ihren Standort

Natürlich ist die Standortbestimmung mit moderner Technik am einfachsten, hier bieten sich zum Beispiel ein GPS Gerät oder bei bestehendem Empfang auf der Wanderung auch Ihr Smartphone in Kombination mit einer Karten / Wander-App an.

Um Ihren Standort ohne moderne Technologie zu bestimmen, richten Sie zuerst die Karte nach Norden aus. Suchen Sie dann nach markanten Punkten in Ihrer Umgebung, die auch auf der Karte verzeichnet sind, wie Bergrücken, Brücken oder Gebäude. Identifizieren Sie einen solchen Punkt und dann einen zweiten, der sich etwa zwischen Ihnen und dem ersten Punkt befindet. Drehen Sie sich um 90 Grad und wiederholen Sie den Vorgang. Die Schnittpunkte Ihrer gedachten Linien zeigen Ihren Standort auf der Karte.

 

Wichtige Information: Auf den meisten Wanderkarten und Radkarten ist ein Kartennetz eingezeichnet. Ein Kartennetz ist ein Koordinatensystem, das hilft, den eigenen Stand- oder Zielpunkt genau zu bestimmen. Besonders in Notfällen ist es lebensrettend, die Koordinaten an Rettungskräfte durchgeben zu können. Es gibt verschiedene Koordinatensysteme, um einen Punkt auf der Erde präzise zu lokalisieren. Auf Wanderkarten wird meistens UTM verwendet.

 

Höhenunterschiede ermitteln: Wo geht's hoch und wo geht's runter?

Auf Wanderkarten lässt sich trotz ihrer Zweidimensionalität erkennen, wo Wege ansteigen oder abfallen. Hier sind die Methoden, welche auf topografischen Karten, Wanderkarten und vielen Radkarten verwendet werden, um Höhen und Tiefen darzustellen:

  1. Höhenlinien: Je näher die Höhenlinien auf der Karte beieinander liegen, desto steiler ist der Anstieg. Umgekehrt deutet ein größerer Abstand zwischen den Linien auf flachere Geländeabschnitte hin. Die Wegführung in Bezug auf die Höhenlinien gibt Aufschluss über die Steigung: Senkrechtes Kreuzen der Linien bedeutet steile Anstiege, während ein paralleles Verlaufen auf einen gleichmäßigeren Weg hinweist.
  2. Höhenzahlen: Diese kleinen Zahlen finden Sie an hauptsächlich and Berggipfeln aber auch entlang von dick gezeichneten Höhenlinien und an wichtigen Orten. Sie geben die Höhe in Metern über dem Meeresspiegel an, nicht etwa die Steigung von einer Stadt aus.  Wenn beispielsweise ein Berggipfel mit "1493" markiert ist (Wie der Feldberg im Schwarzwald), bedeutet dies, dass der Gipfel 1493 Meter hoch ist. Sollte Ihr Ausgangspunkt bei 278 Metern liegen (das wäre z.B. Freiburg im Breisgau unser Standort), müssen Sie 1215 Höhenmeter bewältigen. Dies ist ein bedeutender Höhenunterschied, der eine gute Kondition erfordert.
  3. Schummerung: Die Schummerung soll eine plastische Darstellung der Höhenverhältnisse bieten. Dies wird durch das hinzufügen einer imaginären Lichtquelle erreicht. Die Flächentönung auf der "Schattenseite" macht es deutlich klarer wo sich Gipfel und Kämme der Gebirge befinden. Besonders gelungen finden wir die Schummerung bei den Swisstopo Karten.

Beim Planen einer Route sollten Sie die Höhenzahlen, Höhenlinien und Schummerungen beachten, um ein Gefühl für die zu erwartenden Höhenunterschiede zu bekommen. So können Sie sicherstellen, dass die Wanderung Ihren Fähigkeiten entspricht und Sie die Tour genießen können.

 

Höhenlinien lesen

Höhenlinien sind essentiell, um das Gelände auf einer Karte zu verstehen. Jede Linie repräsentiert eine bestimmte Höhe über dem Meeresspiegel. Auf den meisten Karten ist jede fünfte Linie stärker hervorgehoben, was das Zählen und Abschätzen von Höhenunterschieden erleichtert.

Um Höhenlinien zu lesen:

  1. Höhenlinien identifizieren: Suchen Sie die dicker gedruckten Linien auf der Karte, die als Ausgangspunkt für das Zählen dienen. In der Legende erfahren Sie wie Höhenlinien dargestellt werden.
  2. Höhe bestimmen: Überprüfen Sie die Legende der Karte, um die Äquidistanz (Höhenunterschied zwischen zwei benachbarten Höhenlinien) jeder Linie zu erfahren. Diese Information erhalten Sie auch in der Legende. Oft sind es bei Wanderkarten 20m Meter Äquidistanz allerdings gibt es auch viele andere Abstände wie 10m, 5m oder 25m.
  3. Geländeformen verstehen: Die Distanz zwischen den Höhenlinien gibt Aufschluss über die Steilheit des Geländes. Nahe beieinanderliegende Linien bedeuten ein steiles Gelände, weit auseinanderliegende ein flacheres.
  4. Richtige Route wählen: Mithilfe der Höhenlinien können Sie eine Route auswählen, die Ihrem gewünschten Schwierigkeitsgrad entspricht. So können Sie steile Anstiege vermeiden oder gezielt suchen.

Durch das Lesen der Höhenlinien erhalten Sie ein dreidimensionales Verständnis der Landschaft und können Ihre Wanderung oder Fahrt entsprechend planen.

 

Merkmale in der Umgebung identifizieren

Das Erkennen von Landschaftsmerkmalen auf einer Karte ist entscheidend für die Navigation im Gelände. Hier sind einige Tipps, wie Sie gängige Formen identifizieren können:

  1. Gebirgsausläufer: Diese erheben sich aus der umgebenden Landschaft und sind auf der Karte durch konzentrische Höhenlinien gekennzeichnet, die sich zum Gipfel hin schließen.
  2. Einkerbungen: Dies sind Einbuchtungen oder Senkungen, oft an Berghängen oder Kämmen zu finden. Sie sind auf der Karte erkennbar, wenn Höhenlinien eine U- oder V-Form bilden, die nach innen weist.
  3. Bergsättel: Ein Sattel ist ein niedriger Punkt zwischen zwei Gipfeln. Auf der Karte sehen Sie dies, wo Höhenlinien zwischen zwei Gipfeln eine Doppel-U- oder Doppel-V-Form bilden.
  4. Gipfel: Der höchste Punkt eines Berges ist oft durch ein deutliches Kreiszeichen oder eine triangulierte Markierung auf der Karte dargestellt.

Indem Sie lernen, diese Merkmale auf der Karte zu erkennen, können Sie Ihre Umgebung besser verstehen und Ihre Route effizienter planen.

 

Entfernungen mithilfe einer Karte ermitteln

Das Ermitteln von Entfernungen auf einer Karte ist ein grundlegender Aspekt der Tourenplanung. Hierbei ist der Maßstab der Karte entscheidend, der das Verhältnis der Entfernungen auf der Karte zur Realität angibt. Hier sind einige Schritte und Tipps, wie Sie Entfernungen bestimmen können:

  1. Maßstab verstehen: Schauen Sie zuerst auf den Maßstab der Karte, der üblicherweise als Verhältnis wie 1:25.000 oder 1:50.000 angegeben ist. Dies bedeutet, dass 1 Zentimeter auf der Karte 25.000 oder 50.000 Zentimeter in der Wirklichkeit entspricht.
  2. Entfernung messen: Um die Länge eines Weges zu ermitteln, können Sie einen Faden entlang der Route auf der Karte legen und diesen dann abmessen. Ein Lineal hilft bei geraden Strecken.
  3. Berechnung durchführen: Messen Sie die Länge des Fadens oder der Linie mit einem Lineal und multiplizieren Sie diesen Wert mit dem Umrechnungsfaktor des Maßstabs. Bei einem Maßstab von 1:50.000 und einer gemessenen Strecke von 7 cm auf der Karte, entspricht dies einer realen Entfernung von 3,5 Kilometern.
  4. Gehzeiten berücksichtigen: Bedenken Sie auch die Gehzeiten. Erwachsene schaffen im Durchschnitt 4 Kilometer pro Stunde im flachen Gelände, während Kinder etwa 2,5 Kilometer pro Stunde gehen. Diese Zeiten variieren je nach Kondition und Gelände.

Die korrekte Ermittlung von Entfernungen hilft Ihnen, Ihre Wanderungen besser zu planen und sicherzustellen, dass Sie Ihre Kräfte richtig einteilen. Noch ein Tip. Für das schnelle Überschlagen der Weglänge:

  • Bei dem Maßstab 1:25.000 entsprechen 4 cm auf der Karte einem Kilometer in der Natur.
  • Bei dem Maßstab 1:50.000 entsprechen 2 cm auf der Karte einem Kilometer in der Natur.
  • Bei dem Maßstab 1:100.000 entspricht 1 cm auf der Karte einem Kilometer in der Natur.

 

Abschließende Worte

Das Kartenlesen ist eine Fertigkeit, die uns ermöglicht, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Es ist mehr als nur ein Hilfsmittel zur Navigation; es ist eine Einladung, die Komplexität und Schönheit unserer Umgebung zu entdecken und zu verstehen. Von Wanderkarten, die uns durch die stille Majestät der Berge führen, über Straßenkarten, die uns auf Reisen begleiten, bis hin zu Radkarten, die uns auf neue Pfade abseits der befahrenen Wege locken – Karten sind Tor und Wegweiser zugleich.

Die praktische Anwendung dieser Papierführer – sei es im dichten Wald, in der weiten Landschaft oder im urbanen Dschungel – ist eine Fähigkeit, die in der modernen Welt oft unterschätzt wird. Mit der Fähigkeit, Entfernungen zu messen und Höhenunterschiede zu deuten, sind wir in der Lage, unsere Routen präzise zu planen und unsere Abenteuer sicher zu gestalten.

In einer Zeit, in der GPS und digitale Hilfsmittel allgegenwärtig sind, sollten wir die traditionellen Methoden des Kartenlesens nicht vergessen. Eine physische Karte, ein Kompass und das Wissen um ihre Handhabung können entscheidend sein, wenn Technologie versagt oder nicht verfügbar ist.

Wir ermutigen alle, diese grundlegenden Fertigkeiten zu erlernen und zu pflegen. Für diejenigen, die ihr Wissen vertiefen möchten, bietet der Conrad Stein Verlag eine ausgezeichnete Auswahl an Ressourcen zu Karten, Kompass und GPS, die sowohl den Anfänger als auch den erfahrenen Abenteurer ansprechen.

Begeben Sie sich auf die Reise, erweitern Sie Ihr Wissen und werden Sie ein Meister im Lesen der Zeichen, die uns die Erde bietet. Denn zu wissen, wie man eine Karte liest, bedeutet, eine Sprache zu sprechen, die uns überall hin führt.

 

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