Die letzten Bisons - Buch Rezension

Der wilde Westen. Früher noch Realität. Heute nur noch Mythos. Fast jeder kennt noch die Lucky Luke Comics, die Karl May Bücher oder die John Wayne Filme. Alle wollten zeigen wie das Leben in der rauen und wilden Landmasse zwischen der US West- und Ostküste wirklich gewesen war. Auch in dem Hollywoodstreifen „Der mit dem Wolf tanzt“ wird dies thematisiert. Es ist mit Abstand der Film des 20. Jahrhundert, der es am Besten versteht die Bedrohung der Lebensräume der Indianer und der vielen wilden Tiere der Prärie so realistisch wie möglich wiederzugeben. Bevor der US Lieutenant Dunbar in die Prärie aufbricht, wird er gefragt, warum er sich das freiwillig antun möchte. Als Antwort gibt er: „Er möchte den Westen kennenlernen, bevor es Ihn nicht mehr gibt.“

Genau dasselbe hatte der junge George Bird Grinnel auch vor, als er Anfang der 1870er Jahre erstmals in die westlichen Territorien rund um den Yellowstone River aufbrach. Dort fesselte ihn die Landschaft, die Lebensweise der Indianer und die der Tiere so sehr, dass er es sich zu seiner Lebensaufgabe machen sollte, diese auch zu beschützen. 100 Jahre später nimmt, der durch den internationalen Bestseller „The Revenant“ bekannte, amerikanische Autor Michael Punke die Eroberung des wilden Westens als Idee neu auf, indem er die Geschichte Grinnels auf eine wunderbare Art und Weise spannend und für Jedermann nachvollziehbar nacherzählt.

Wie der Titel schon verrät, lag dem Naturforscher und Abenteurer Grinnel ein Tier besonders am Herzen: Der Bison. Punke schildert eindrucksvoll, wie er das erste Mal einem Bullen bei einer gemeinsamen Jagd mit nackten Kriegern des Pawnee-Stammes begegnet. Zu einem Zeitpunkt, an dem noch Millionen von Bisons in den Prärien Nordamerikas unterwegs waren. Kaum 20 Jahre später, als aus dem jungen Grinnel der Herausgeber einer Natur- und Jagdzeitschrift wurde, schrumpfte die Zahl auf nicht einmal 200 Tiere. Ein Startsignal für Grinnel in die Politik zu gehen und sich aktiv für den Schutz und Erhalt der Büffels einzusetzen.

Neben dem fast eine Tonne wiegendem Pelztier steht der Beginn des Yellowstone NP als erstem Nationalpark weltweit im Fokus des Buches. Punke gelingt es eindrucksvoll zu beweisen, dass der Natur- und Tierschutz besonders in den USA des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen steckte. Das Bauen von Fabriken und das Verlegen von tausenden Meilen Eisenbahnschienen bewegte die Menschen mehr als das Bewahren der Prärie als Lebensraum des Büffels. Einen Nationalpark samt Wildhütern gab es schon, aber es fehlte noch das Bewusstsein. Erst um die Jahrhundertwende änderte sich etwas.

Abschließend ist zu sagen, dass es nicht nur ein Buch für Natur- oder Tierliebhaber ist. Sondern auch für viele, die sich einfach gerne mit der amerikanischen Geschichte beschäftigen, für Leute die schon im Yellowstone Nationalpark waren und für diejenigen, die ihn noch besuchen wollen.

Kurz zum Autor: Michael Punke ist Anwalt für internationales Handelsrecht und US-Botschafter bei der WTO in Genf. Er ist Autor historischer Sachbücher und hat außerdem einen Lehrauftrag an der University of Montana.

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