GASTBEITRAG: Studienreise nach Sizilien Teil 2

 

GASTBEITRAG: Studienreise nach Sizilien mit dem Bildungswerk Rheinhausen im März 2019 - Teil 2

Wir fahren zurück nach Palermo. Ein wunderschöner Garten mit Pflanzen aus aller Welt. Außer Kaffee wächst alles auf Sizilien, alles, was irgendwo auf der Welt wächst. Große Kakteen, große Steineichen – der Baum Siziliens – Mimosen und so vieles, deren ich die Namen vergessen habe.

Und inmitten dieses Gartens eine kleine byzantinische Kapelle mit einem kleinen Kreuzgang. Warum auch immer, der Boden der Kapelle wurde irgendwann um 1m aufgeschüttet, man hat den Original-Boden an einer Stelle ausgegraben. Auch ein kleiner Teil der Wandmalerei wurde restauriert. Der Aufbau der Kapelle ist eine – für die Normannenzeit typische – Mischung aus byzantinisch und römisch. Ein römischer kreuzförmiger Grundriss geht über ein achteckiges Zwischengeschoß in die runde Kuppel über. Zurück durch den Garten, vorbei an riesigen Feigenkakteen und vielen Arten von Büschen und Bäumen zurück auf die Straße und weiter zu der Kathedrale. Diese wurde nach dem Normannendom – die Kirche für den zusätzlichen Erzbischof – vom alten – eigentlichen Erzbischof gebaut und deshalb auch bewusst ein deutliches Stück größer. Am Eingang zum großen Vorplatz steht eine Statue dieses Erzbischofs, eine starke Persönlichkeit, ohne Zweifel.

 Ein kleiner Kreuzgang

Ein-kleiner-Kreuzgang

Der erste Weg ging gleich links vom Eingang in einen von der übrigen Kirche abgetrennten Bereich mit den Sarkophagen der Normannenkönige. Vorn der prächtigste, aus massivem Porphyr mit dem Corpus von Friedrich II. Allein war er nicht. Ein Mann in einem Sack und eine junge Frau sind bei ihm. Als der Sarkophag im 18. Jhdt. Zum ersten Mal geöffnet wurde, hat man die Überreste der beiden herausgenommen um den König, der gut erhalten war, sauber abzeichnen zu können und hat dann die beiden wieder dazugelegt. In den 50er Jahren hat man den Sarkophag nochmals unter größten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet und photografiert. Der Kopf von Friedrich II ist gut zu erkennen, hager, mit Bart und gut erkennbarem Gesicht, noch immer mit beeindruckender Ausstrahlung. Mit 15 Jahren wurde er mit der 10 Jahre älteren Konstanze von Aragon verheiratet, Witwe des Königs von Ungarn. Konstanze hatte mit ihrer Lebenserfahrung einen großen Einfluss auf den jungen Mann. Und der war ihr dankbar. Man sieht dies an ihrem Sarkophag mit einem beeindruckenden in Stein gehauenen Fries mit der Inschrift „Ich war Siziliens Königin und Kaiserin, Konstanze. Hier wohne ich nun, Friedrich, die Deine“. Friedrich legte ihr seine Krone mit ins Grab.

Die Kathedrale ist ähnlich wie der Normannendom mit Bildern der biblischen Geschichte in Mosaikbildern geschmückt. Die geradlinige Schlichtheit des Normannendoms fehlt, es sind schon Einflüsse aus späteren Stilepochen zu erkennen. Die Kathedrale ist schon eher ein römisch-katholischer Dom, trotz der arabischen Mosaiken, mit Heiligenfiguren an den Säulen. In der Kirche ist auch eine Art Kalender. Quer durch den Platz vor dem Altar zieht sich ein Streifen aus hellem Stein, darauf sind Monate und Tage vermerkt. Durch ein kleines Loch in der Wand der Kirche leuchtet die Sonne mittags um 12 auf einen Punkt auf diesem Stein. Dies war das Datum.

Die Kathedrale von außen

Kathedrale-von-aussen

Aus unserer Zeit ist das Grab des Priesters Guiseppe Puglisi. Dieser Priester holte die Straßenkinder von Palermo von der Straße damit sie auf die Schule gehen und dann einen Beruf erlernen konnten. Dies war nicht im Sinne der Mafia, denn diese völlig ungebildeten Kinder waren später die optimalen Handlanger der Bosse, sie konnten ja sonst nichts. Also wurde dieser Priester erschossen. Dieser Priester wurde in einem Sarkophag in einer Nische der Kathedrale beigesetzt, wie ein großer Heiliger. Dies war eine eindrucksvolle Demonstration gegen die Mafia, das Zeichen dafür, dass die Menschen in Palermo sich gegen die Mafia stellten.

Zur Mittagspause wurden uns die Kneipen rund um die Kathedrale empfohlen. Das war super. Wir saßen auf dem Gehweg vor dem „Marocco“ und genossen die genialen Reisbällchen, eines mit Käse und eines mit Hackfleischfüllung. Eigentlich waren wir mit einem satt, aber das zweite war noch besser. Und von wegen Bällchen! Die hatten etwa 7cm Durchmesser aus köstlichem angebratenem Reis mit einer noch köstlicheren Füllung. Und die 4 Bällchen zusammen mit 4 Kaffee kosteten 15 EUR und das in diesem Touristenrummel!

Bevor es weiterging wollten wir beide den Kaffee wegbringen. Die Kneipe hatte ja eine Toilette. Aber nur eine! Ich ging rein, wollte mich zur Toilette durchschlängeln, da klopft mir einer auf die Schulter, nee, er wartet auch schon und die beiden hinter ihm schon länger. Oh, Entschuldigung, und ich stellte mich ans Ende. Da standen wir, jeder quatschte mit jedem, die Kellner zwängten sich an uns vorbei, zwischendurch kam einer mit einem Tablett voll mit über 100 dieser Reisbällchen als Nachschub vorbei, da machten sich alle so eng wie möglich. Und nach und nach kam jeder dran. Alles kein Problem!

Dann ging es zu Fuß weiter. Der Guide erzählt, dass dieser Stadtteil Gott sei Dank nun Fußgängerzone sei. Kaum vorstellbar wie vorher in diesen engen Gässchen Autos, Motorroller und Fußgänger aneinander vorbei gekommen sind. Enge Straßen mit max. einer Autobreite. Schöne 5-stöckige alte Häuser, vor jedem Fenster ein hübscher schmiedeeiserner Balkon. Wir kommen an Quattro Canti vorbei.

Quattro Canti ist ein achteckiger Platz inmitten der Stadt, der von vier Palästen eingerahmt ist. Auf den ersten Blick scheinen all diese Paläste gleich auszusehen und mit identischen Repliken geschmückt zu sein: Springbrunnen, Statue, Wappen und Säulen in allen Blickrichtungen. Doch schaut ihr einmal genauer hin, erkennt man, dass der Brunnen eines jeden Palastes unterschiedliche Jahreszeiten repräsentiert. Auch die Statuen verkörpern bei genauer Betrachtung nicht ein und dieselbe Person, sondern Spaniens verschiedene Könige sowie Schutzheilige der italienischen Stadt.

Dann besuchen wir die Palastkapelle und die Matoranakirche. Im Gedächtnis blieb von den beiden Kirchen nicht viel, außer dass die Palastkapelle die kleine Ausgabe des Normannendoms in Monreale war, sozusagen für den Privatgebrauch des Königs. Da können nur die Bilder sprechen. Für uns beide war der Marsch durch Palermo einfach zu anstrengend. Wir schleppten uns am Ende der Gruppe hinterher. Entweder Sargent oder einer der Gruppe blieb immer in Sichtweite um das hintere Ende abzusichern.

Im Gedächtnis blieben die in beiden Kirchen fantastisch schönen Mosaikbilder, die bisher nie gesehene Mischung aus römischem und byzantinischem Kirchenstil und der Byzantinische Bilderstil mit rein 2-dimensionaler Darstellung und genauen Vorschriften, wie die einzelnen Figuren dargestellt werden mussten. Damit wusste der Betrachter immer, wen er da genau vor sich hatte. 

Zwischen den Bildern und an den Säulen Ornamente/ Im byzantinischen Stil, über ein 8-eckiges Zwischengeschoß hinauf in die Kuppel. 

Palastkapelle-innenPalastkapelle-innen2

Dann diese beeindruckende Statue des Spaniers Karl V. Und natürlich der Brunnen mit den Figuren aus Carrara Marmor, alle etwas klotzig und alle nackt, und das direkt vor einem Nonnenkloster! Heißt im Volksmund deshalb auch „Brunnen der Schande“. Aber vielleicht auch deshalb: keine der Figuren war im klassischen Sinne schön, eher so wie halt ältere Damen und Herren nackt aussehen, bärtige alte Muskelprotze und üppige Walküren, schade um den schönen Marmor.

Ein Bild in der Palastkapelle war ein politisches Symbol: Da segnet Christus den König. Ein klares Signal: der König wird von Christus gekrönt, nicht vom Papst.

Heim zum Hotel, etwas ausruhen und dann zum Abendessen. Etwas besser, nicht viel, als am Abend zuvor. Wie jeden Abend anschließend an die Bar. Zuvor noch eine Info zum Essen. Den Wein zum Abendessen sucht man sich aus. Schwierig. „Einen trockenen Weißwein bitte“. Er stellt einen Rotwein vor mich hin, so gut war unsere beider Englisch wohl doch nicht. „Nein, a dry white wine please!“ Hat schließlich geklappt. War etwa so gut wie unser Sizilianer vom Aldi. Am zweiten und dritten Abend gings leichter.

Aber an der Bar gab es alles. Am zweiten Abend war der Speisesaal voller Jugendlicher, die anschließend die Bar besetzten. Man verstand sein eigenes Wort mehr. Aber dafür setzte sich eines der Mädchen an den Flügel in der Bar und spielte eine hinreißende Ballade.

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

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