Kleine Landkartenkunde Teil 2

Nachdem im ersten Teil der "Kleinen Landkartenkunde" (hier zu finden) auf die Karte als unperfektes Medium und weiterführend auf den Maßstab eingegangen wurde, soll sich Teil 2 der praktischen Kartennutzung widmen.

 

Welche Kartentypen gibt es – und wie unterscheidet man sie?

Es ist wieder mal ganz banal: Es gibt soviele Kartentypen wie es Nutzungsmöglichkeiten für sie gibt. Gerade im wissenschaftlichen Anwendungsbereich gibt es viele Karten, die exotisch wirken: Geologische Karten, geomorphologische Karten, hydrologische Karten... Wie aber schon im Eingangstext zum ersten Teil der kleinen Landkartenkunde gesagt, wollen wir hier nicht zu akademisch werden. Die Auswahl folgender Kartentypen (und es ist nur eine kleine Auswahl...) soll sich an den praktischen Nutzer wenden, an die Autofahrerin, den Wanderer... und allgemein an Reisende.
 

Straßenkarten:

Eine der häufigsten Kartentypen sind die Straßenkarten, fast jeder hatte schon eine in der Hand. Je nach Detailgrad zeigen sie nur die größeren Straßen bis hin zu den kleinsten gerade noch (mit dem Auto oder Motorrad) befahrbaren Wege. Weitere wichtige Informationen, die man häufig findet, sind u.a. Parkplätze, Tankstellen, Sehenswürdigkeiten oder auch landschaftlich besonders schöne Straßen. Außerdem haben die meisten Straßenkarten ein Register aller enthaltenen Ortschaften mit Angabe eines Quadrantensystems, so dass man den gewünschten Ort schnell auf der Karte finden kann.

Die dargestellte Fläche kann von einem Kontinent (z.B. Europa), über einzelne Länder (z.B. Deutschland oder Spanien), bis hin zu kleineren Regionen (z.B. Bretagne oder Schwarzwald)  alles abdecken. Der Maßstab variert dementsprechend sehr stark je nach Detailgrad und nach Land- bzw. Regionsgröße. In der Regel liegt er zwischen 1:1.000.000 und 1:150.000.

 

Topographische Karten:

Eine topographische Karte zeigt die Geländeform (Topographie) der dargestellten Region. Wichtiges Merkmal sind vor allem Höhenlinien, Angaben von Höhenpunkten (Berggipfel) sowie der Verlauf von Gewässern. Im Allgemeinen gelten diese Karten als mit die genauesten, da sie ja nach Detailgrad auch noch die kleinsten Feld- und Waldwege zeigen. Sehr oft dienen sie als Grundlage für Rad- und Wanderkarten (siehe weiter unten).

Der Maßstab variert in der Regel zwischen 1:200.000 und 1:25.000.
 

Rad- und Wanderkarten:

Meist basieren Radkarten und Wanderkarten auf topographischen Karten und sind oftmals reduzierte Varianten dieser (es sind weniger Wege verzeichnet) als auch touristisch aufbereitet und erweitert. Die Rad- bzw. Wanderwege sind farbig markiert, teils auch noch benannt bzw. mit Markierungen versehen (z.B. mit den vom entsprechenden Wanderverein ausgezeichneten Markierungen). Neben Höhenlinien haben besonders Radkarten noch Steigungspfeile, die eine geplante Tour besser abschätzbar machen. Dazu gibt es noch eine Vielzahl von weiteren touristischen Informationen wie Schutzhütten, Campingplätze, Sehenswürdigkeiten und vieles mehr.

Der Maßstab liegt bei Radkarten meist zwischen 1:150.000 und 1:50.000, bei Wanderkarten zwischen 1:75.000 und 1:25.000.


Stadtpläne:

Ein sehr genauer Kartentyp zur Orientierung in Städten und teilweise in deren näherer Umgebung sind Stadtpläne. Verkehrsnetze wie U-Bahn, S-Bahn oder Buslinien sind oft farblich hervorgehoben, öffentliche Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten entsprechend markiert. Der Maßstab liegt meist zwischen 1:25.000 und 1:10.000.


Politische Karten:

Diese Karten zeigen politische bzw. administrative Grenzen. Je nach Gebietsgröße können dies z.B. Länder-, Bundesländer- oder auch Verwaltungskreis-Grenzen sein. Weltkarten, die die Länder farbig unterscheiden, Postleitzahlenkarten oder Organisationskarten, die Verwaltungsgrenzen eingezeichnet haben, sind alles Beispiele für diesen Kartentyp. Gebirge und Höhen, die bei physischen Karten primär behandelt werden, sind teilweise noch durch eine optische Schraffierung, die sogenannte Schummerung, sichtbar gemacht (meist bei Welt- oder Länderkarten).

Der Maßstab variert sehr stark zwischen 1:50.000.000 oder noch kleiner (für Weltkarten) bis hin zu 1:200.000 (für Postleitzahlen- oder Organisationskarten für bundeslandgroße Gebiete).


Physische Karten:

Hier stehen nun keine Ländergrenzen im Vordergrund, sondern die Physis eines Gebiets, d.h. Gebirge und Höhen. Diese sind durch Farbabstufungen sichtbar gemacht; sehr häufig sind auch Vegetationszonen farbig hervorgehoben. Ländergrenzen sind oft aber auch eingezeichnet, immer aber dezenter als bei politischen Karten.

Der Maßstab variert sehr stark zwischen 1:50.000.000 oder noch kleiner (für Weltkarten) bis hin zu 1:500.000 (für bundeslandgroße Gebiete; selten).

 

Panorama Karten:

Diese Karten können leicht mit physischen Karten verwechselt werden, eigentlich handelt es sich aber hierbei mehr um ein Bild als um eine echte Karte. In der Panorama Karte wird wie in der physischen Karte auch die Landschaft in Höhe und Vegetation dargestellt, allerdings aus einer Vogelperspektive (schräg von oben), die das Verhältnis Höhe zu Breite verzerrt. Im Gegensatz zu "echten" Karten sind Panorama Karten oft auch nicht eingenordet, sondern nehmen den "Blickwinkel des Beobachters" ein: Panorama Karten der Alpen sind in Deutschland oft mit dem Blick nach Süden ausgerichtet, d.h. Norden ist unten und Süden oben.

Der Maßstab variert sehr stark zwischen 1:50.000.000 oder noch kleiner (für Weltkarten) bis hin zu 1:100.000 (für kleinere regionale Gebiete; selten).

 

Reliefkarte:

Eine Unterart der physischen Karte ist die Reliefkarte. Hier sind die Höhen auch echte Höhen! Die Gebirge sind sichtbar und fühlbar höher als das "flache Land". Die Karten sind meist aus Kunststoff, das Relief wird in die Karte eingestanzt. Anders als bei der Panorama Karte ist das Verhältnis Höhe zu Breite nicht durch einen Blickwinkel verzerrt, die Höhen sind im Verhältnis zu den anderen beiden Dimensionen aber extrem überhöht dargestellt.

Der Maßstab variert sehr stark zwischen 1:50.000.000 oder noch kleiner (für Weltkarten) bis hin zu 1:200.000. Die durchschnittliche Überhöhung beträgt je nach dargestelltem Gebiet ca. zwischen 1:3 und 1:35. Bei einer Weltreliefkarte mit der durchschnittlichen Überhöhung 1:35 sind die Gebirge im Schnitt also 35 mal höher als die Längen und Breiten auf der Karte. Das ist auch unbedingt nötig, denn sonst würde man gar kein Relief fühlen oder sehen können - eigentlich leben wir auf einem flachen Planeten (im Vergleich zur Größe der Kugel), der höchste Punkt ist ja gerade mal 8 km hoch...

 

Im Teil 3 der "Kleinen Landkartenkunde" werden unter anderem folgende Themen behandelt werden:

  • Wie finde ich die passende Karte für mein Vorhaben?
  • Eine kurze Sammlung kartenspezifischer Begriffe und deren Erklärung.

 

 

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